Da sitzen wir nun am letzten Tag unseres Urlaubs auf unserem Sonnenbalkon, es ist Ende September und satte 25° C, gefühlt sogar noch mehr, jedenfalls warm genug, dass eins unserer Handys die Arbeit verweigert - auch die Dinger wollen bitteschön mal Urlaub haben - und rätseln darüber, welche unserer vielen Touren, die wir gemacht haben denn nun die schönste gewesen sei. Oder ob es einfach nur eine kleine Anekdote über die Verwandtschaftsverhältnisse von Jungkälbern und einer, sich auf ein abendliches Steinegg-Konzert einstimmende Tuba sein soll. Wie auch immer man das begründen kann, gab das junge Tier auf die tiefsten Töne der Tuba eine satte, ebenso leidenschaftlich vorgetragene tonale Antwort. Ob auch der Tubist das gehört hat, ist uns leider nicht bekannt.
Wir entschliessen uns endlich, von unserer Rundwanderung um den Langkofel zu berichten.
Nach einer wunderschönen Anfahrt durch das herrliche Grödnertal mit seinen bekannten Orten wie St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein (der Name ist Programm) geht es hoch auf das Sellajoch in 2180 Metern. Dort finden wir einen Parkplatz und begeben uns sogleich zur etwas abenteuerlich anmutenden Zweier-Kabinenbahn, die wir im Laufschritt betreten müssen. Unterwegs geniessen wir die herrliche Aussicht auf die "Steinerne Stadt", die wir am Ende unserer Wanderung zu Fuss durchqueren werden. Stehenden Fusses bringt uns das etwas schaukelnde Gefährt in knapp 15 Minuten gut 500 Meter höher zur Toni Demetz Hütte, genau zwischen die Brüder Lang- und Plattkofel. Dort oben pfeift ein kühler Wind und es liegt hier und dort ein wenig Schnee, der geneigte Nachahmer möge es nicht versäumen, einen warmen Pullover und Mütze im Gepäck zu haben. Auf der Rückseite der Hütte führt uns der Weg in steilen Serpentinen abwärts. Man sollte schon trittsicher sein, mit der nötigen Ruhe und Langsamkeit ist es aber auch uns Flachlandtirolern möglich gewesen die Passagen zu meistern. Die Landschaft erinnert ein wenig an Mond oder Mars, zumindest kann man sich das dort oben sehr gut so vorstellen. Der Himmel ist tiefblau, fast schon violett, und die bizarren, von der frühen Nachmittagssonne angestrahlten Felsformationen bilden dazu einen fantastischen Kontrast. Nach ca. einer Stunde flacht der Weg etwas ab und es kommt unsere erste Einkehr in Sicht: Die Langkofelhütte (2253m). Dort stärken wir uns mit einer sehr leckeren Speckknödelsuppe und dem bei unseren Bergwanderungen obligatorischen Holundersaft. Die Bergdohlen dort sind im Übrigen sehr zutraulich, wir glauben wenn man nicht acht gibt, dann schnappen sie glatt einen Happen weg.
Weiter geht's rechts um den Langkofel herum in die mittlerweile sonnige Westseite. Wir folgen dem schmalen aber gut begehbaren Weg Nr. 526 zunächst auf einer Höhe, später ein wenig ansteigend und haben einen fantastischen Ausblick auf die Seiser Alm und die umliegenden Berge. Man erreicht einen kleinen "Rastplatz" mit hölzerner Dohle und einigen Bänken, bevor es weiter rechts herum zur nördlicheren Seite des Langkofel geht. Hier durchqueren wir einige Geröllfelder (ähnlich wie im Labyrinthsteig am Latemar) auf einem sehr gut begehbaren Weg, bevor wir endgültig auf der Nordseite des Berges gelangen. Das merkt man auch an den kleinen Gletscherzungen, die wir dort finden können. Man kommt dem Berg dort sehr nahe und kann schon fast das Gewicht der Felsmassen erspüren, hier und dort tropft Wasser von den Felsen und gibt uns in kleinen Liebkosungen einen erfrischenden Kuss.
Nach ca. einer Stunde geht es noch einmal ein bisschen bergauf zur Comici Hütte, die wir aber nicht besucht haben. Immer weiter führt uns der Weg durch die wunderschöne "Steinerne Stadt" die ihren Namen von herumliegenden Felsstürzen erhalten hat, bis wir schliesslich wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen sind.
Müde und begeistert von den Eindrücken dieser wunderbaren Wanderung geht es nun ab nach Hause, ab nach Sonnleiten, ab in die Sauna!
Bine & Ralf